Sintertechnik
Inhaltsverzeichnis
1. Was versteht man unter Sintern?
Sintern ist ein Verfahren zur Herstellung von Metallteilen oder Keramikteilen. Durch das Zusammenpressen des pulverförmigen Ausgangsmaterials entsteht der fein- oder grobkörnige Grünkörper, der bei der anschließenden Temperaturbehandlung seine endgültige Form erhält und somit zu einem festen Werkstück wird.
Die Sinterwerkstoffe werden beim Sintern durch das „Zusammenbacken“ – Zusammenpressen – der Pulver zu Bauteilen geformt.
2. Video: Was ist sintern? Grundlagen über das Verfahren
3. Ablauf des Sinterverfahrens
1. Ausgangsstoff der Sinterteile mischen
2. Formgebung
3. Verdichtung
4. Abkühlung & Nachbearbeitung
5. Endkontrolle
4. Sintern genauer betrachtet
Beim Sintern werden Werkstoffe hergestellt oder verändert. Trotz des Erhitzens – oft unter erhöhtem Druck – bleibt die Form des Werkstücks erhalten, weil die Erwärmung der feinkörnigen keramischen oder metallischen Stoffe unterhalb der Schmelztemperatur bleibt. Da sich die Partikel des pulverförmigen Ausgangsmaterials verdichten und Porenräume zusammengedrückt werden, tritt in der Regel eine Schwindung während des Vorgangs auf.
Grundsätzlich haben Sinterprozesse eine große Bedeutung in der Keramikherstellung („Sinterglaskeramik“) und in der Metallurgie („Sintermetalle“ und „Pulvermetallurgie“). Dabei ist das Festphasensintern vom Flüssigphasensintern zu unterscheiden, bei dem es auch zu einer Schmelze kommt.
Erst durch die Temperaturbehandlung des fein- oder grobkörnigen Grünkörpers erhält das Sintererzeugnis seine endgültigen Eigenschaften, wie Festigkeit, Härte oder Temperaturleitfähigkeit. Dies kann im Sinterprozess, je nach Anforderungen, gezielt gesteuert werden. Der Grünkörper wird in einem vorangegangenen Prozessschritt, wie bspw. der Extrusion, geformt.
4.1 Das Grundprinzip des Sinterns
Mit dem Vermischen der körnigen oder pulvrigen Stoffe beginnt der Sinterprozess. Anschließend wird das Granulat erwärmt und miteinander verbunden bzw. verdichtet. Dies ist auch der entscheidende Unterschied zur reinen Schmelze, denn es werden keine (zumindest nicht alle) Ausgangsstoffe geschmolzen. Umgangssprachlich wird in diesem Zusammenhang gerne das Wort „zusammenbacken“ verwendet. Das Sintern wird dem Fertigungsverfahren Urformen und der Kategorie „Stoffeigenschaften ändern“ zugeordnet.
Pulver besitzen eine große Oberfläche und somit eine große Oberflächenenergie. Jedes System strebt jedoch nach einem Zustand geringster freier Enthalpie (geringste innere Energie), was man sich beim Sintern zunutze macht. Die Oberflächenenergie sinkt, weil sich die einzelnen Körner vergrößern.
Das Bauteil verfestigt sich durch den zugleich steigenden Anteil abgesättigter chemischer Bindungen.
Nach dem Mischen der Pulver wird die Pulvermasse in die Form des herzustellenden Werkstücks gebracht. In der Metallurgie erfolgt dies meist durch Verpressen der Pulvermassen. Bei der Keramikherstellung erfolgt eine Formung und anschließendes Trocknen – wie bspw. bei der Produktion von Steinzeug oder Tongut. Damit die Pulverpartikel gut zusammenhalten, wird oft ein Bindemittel eingesetzt. Etwa beim Kalten Gießen. Der, durch das Verpressen, entstandene Grünling oder Grünkörper wird durch eine darauffolgende Wärmebehandlung unterhalb der Schmelztemperatur verdichtet und ausgehärtet.
4.2 Bei welchen Temperaturen erfolgt das Sintern?
Beim Sintern – der Wärmebehandlung – durchlaufen die Bauteile im Ofen drei Stadien:
- Eliminieren des Bindemittels bei Temperaturen zwischen 300 und 600°C
- Eigentliches Sintern bei Temperaturen von 1.120-1.135°C
- Abkühlen im Ofen
5. Vor- und Nachteile
Vorteile beim Sintern
Der klare Vorteil des Sinterns liegt in der Verwendung und dem Zusammenführen von Ausgangsstoffen, die sich auf andere Weise nur sehr schwer oder gar nicht verbinden lassen.
Nachteile beim Sintern
Die verbleibende Porosität ist der größte Nachteil des Sintervorgangs. Chemisch gesehen sind noch immer makroskopische Partikel des Ausgangsstoffes vorhanden, die das Bauteil, im Vergleich zu bspw. Metalllegierungen, inhomogen und somit brüchig machen. Dies hat eine Durchlässigkeit für Flüssigkeiten und Gase zur Folge, die i.d.R. unerwünscht ist. Hoher Ausschuss oder die Notwendigkeit einer Imprägnierung sind die Folge.
6. Sinternprodukte
Generell erweitert die ständige Entwicklung und Optimierung neuer Metallpulver die Anwendungsmöglichkeiten für Sinterformteile. Deshalb erstreckt sich der Einsatz von Sinterbauteilen nicht nur auf den Automobilbau oder Brachen von Haushalts-, Heimwerker- und Büromaschinen.
- Keramikherstellung: Bauteile wie Schneidkeramik, Elektroporzellan oder keramische Magnete
- Herstellung von Metallformteilen: metallische Form- und Fertigteile in großen Serien, wie in der
- Automobilindustrie, z. B. Lager und Lagerschalen, Gleitlager, Bauteile für Motoren und Getriebe, Siebe, Filter, Dauermagnete und Bremsbeläge
- Werkzeug-Teile oder Wendeschneidplatten aus Hartmetallen
- Zahntechnik: Herstellung von Keramikzähnen, Verblendungen
6.1 Was kann nicht durch das Sintern hergestellt werden?
Bohrungen und Einstiche eines Werkstücks, die quer zur Pressrichtung liegen oder ein Gewinde haben.
7. Ursprung der Sintertechnologie
Seit der Erfindung der Keramik findet der Sinterprozess Anwendung und wird laufend empirisch verfeinert. Während das Brennen von Porzellan dabei zu den ältesten Anwendungsbereichen zählt, gewinnt das Sintereisen aufgrund des Kupfermangels während des zweiten Weltkrieges zunehmend an Bedeutung.
Eine systematische Erforschung des Sinterverfahrens setzte allerdings erst in den
1950er Jahren ein, als man begann, Metallbauteile aus Pulverformkörpern herzustellen.
Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden anschließend auf den Umgang mit Hochleistungskeramiken übertragen.
Seit der Erfindung der Sintertechnik Anfang der 1990er Jahre, ist das Sinterverfahren auch als Lasersintern (LS) bekannt, weil damals alle Systeme einen Laser verwendeten.
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